Wichtige Begriffe der Arbeitswelt von morgen (und auch schon heute)
Um den Film WORK HARD – PLAY HARD besser zu verstehen, ist es sinnvoll, die folgenden Begriffe zu kennen.
Als Arbeitskraftunternehmer/in bezeichnen Soziologen/innen Mitarbeiter/innen, denen unternehmerische Verantwortung übertragen wird, etwa in Form von Erfolgszielen. (Beispiel: „Von diesem Produkt wollen wir in einem Jahr 10.000 Stück verkaufen – überlegen Sie sich, wie Sie das erreichen können.“) Dies ist ein Teil moderner Management-Methoden (indirekte Steuerung), bei denen nicht mehr einzelne Arbeitsschritte vorgegeben werden, sondern die Mitarbeiter/innen selbst entscheiden können, mit welchen Maßnahmen sie bestimmte Zielmarken erreichen. Um dieser Anforderung gerecht zu werden, müssen sie wie Unternehmer/innen handeln. In einer Episode aus dem Film WORK HARD – PLAY HARD ist zu sehen, wie die Mitarbeiter/innen einer Abteilung dazu angehalten werden, eine bestimmte Anzahl von positiv beantworteten Kundenanfragen pro Tag zu erreichen.
Das Assessment Center (engl. assessment bedeutet Bewertung, Beurteilung) ist ein heute oft eingesetztes Verfahren, um für Arbeitsplätze die richtigen Bewerber/innen zu finden. Neben einem Interview mit dem Bewerber/der Bewerberin können Präsentationen, Rollenspiele, Team-Diskussionen oder andere Übungen durchgeführt werden. Ziel des Bewertungsverfahrens ist es, die Bewerber/innen in berufstypischen Situationen zu beobachten und einzuschätzen. Soziale Kompetenzen und der Umgang mit Stress spielen zumeist eine Rolle. Es wird kritisiert, dass im Assessment Center selbstbewusste und rhetorisch geschickte Bewerber/innen oft gut abschneiden und andere Qualitäten leicht übersehen werden. Im Film WORK HARD – PLAY HARD werden Situationen aus einem unternehmensinternen Assessment Center gezeigt, bei dem das Management nach Kandidaten/innen für Führungsaufgaben sucht.
Das Change Management (dt. Veränderungsmanagement) umfasst Maßnahmen und Prozesse, die dem Ziel dienen, Abläufe in einer Organisation (z. B. einer Abteilung eines Unternehmens) zu verändern. Ausgangspunkt ist zumeist die Feststellung, dass mit eingeschliffenen Abläufen die Profitziele nicht mehr erreicht werden oder andere Probleme auftreten. Die Mitarbeiter/innen müssen sich neu organisieren oder ihre Arbeitsweise verändern. Große Unternehmen engagieren dafür häufig externe Berater/innen, aber auch firmeneigene „Change Agents“ kommen zum Einsatz. Da sich die heutigen Bedingungen für viele Unternehmen schnell ändern, wird von Mitarbeitern/innen eine permanente Bereitschaft zur Veränderung erwartet.
Beim Crowdworking vergeben Unternehmer Aufträge an Dienstleister. Das können Jobs wie das Fotografieren von Warenregalen, das Sortieren von Daten oder das Schreiben von Produktbeschreibungen sein, aber auch die Umsetzung umfangreicher IT-Projekte wird häufig nach außerhalb abgegeben. Vermittelt werden Crowdworking-Jobs über Internetplattformen. Je nach Berufsqualifikation kommt es zu starken Schwankungen in der Bezahlung. Bislang ist Crowdworking noch eine Nische, aber nicht wenige Experten/innen gehen davon aus, dass die Zahl „digitaler Nomaden“ in Zukunft steigen wird. Die soziale Absicherung (Renten- und Krankenversicherung) ist jedoch für viele ein Problem.
Die Digitalisierung findet in vielen Bereichen der Gesellschaft statt – in Unternehmen, in der Schule, im Freizeitverhalten, in Behörden. Es können unterschiedliche Vorgänge gemeint sein: die Einführung von digitalen Geräten, die Umstellung von herkömmlichen Medien (Buch, Antragsformular, Mappe) auf elektronische Medien, die Automatisierung und Verknüpfung von Arbeitsprozessen. Oftmals sind mit der Digitalisierung auch steigende Anforderungen verbunden, wie z. B. die Auseinandersetzung mit komplexer Software, das Überblicken größerer Zusammenhänge, die Zusammenarbeit verschiedener Beteiligter über eine große räumliche Distanz. Im Film HIDDEN FIGURES – UNERKANNTE HELDINNEN ist ein frühes Beispiel für Digitalisierung zu beobachten – die Einführung eines Großcomputers bei der NASA.
Entfremdung ist unter anderem ein Kernbegriff aus der Gesellschaftslehre Karl Marx‘ (1818-1883). Gemeint ist damit, dass der/die Einzelne durch die Arbeitsteilung in der industrialisierten Gesellschaft nur noch einen sehr kleinen Ausschnitt aus dem Produktionsprozess mitgestaltet und die Kontrolle über das Produkt verliert, z. B. der Schuster, der zuvor ganze Schuhe hergestellt und verkauft hat und jetzt als Lohnarbeiter den ganzen Tag lang Absätze an Schuhe klebt, die sein/e Chef/in verkauft. Von entfremdeter Arbeit wird auch heute dort gesprochen, wo Menschen geringe Handlungsspielräume haben, unter großem Zeitdruck stehen und sich selbst als „Rädchen im Getriebe“ empfinden.
Entgrenzung beschreibt die Aufhebung von räumlichen und zeitlichen Grenzen zwischen Arbeits- und Privatleben. Sie hängen eng mit Digitalisierungsprozessen zusammen, die es ermöglichen, dass Mitarbeiter/innen überall und auch außerhalb regulärer Arbeitszeiten erreichbar oder tätig sind. Auch eine strukturelle Entgrenzung liegt heute im Trend: Durch den Abbau betrieblicher Hierarchien (Lean Management) und eine Übertragung von Verantwortung an Mitarbeiter/innen (indirekte Steuerung) entstehen für viele Arbeitnehmer/innen neue Freiräume, aber auch ein höherer Erfolgsdruck und stärkere Unsicherheit. Kreativität, Motivation und emotionales Engagement sind nötig, um solchen Herausforderungen gewachsen zu sein – auch mit Blick auf die Persönlichkeit der Mitarbeiter/innen gibt es also eine Entgrenzung. Damit einhergehend steigt auch das Risiko von Überforderung und Scheitern.
Indirekte Steuerung ist eine moderne Form des Managements. Vorgesetzte geben dabei nicht mehr die unmittelbar umzusetzenden Anweisungen, sondern die Mitarbeiter/innen sind selbst verstärkt für die Organisation ihrer Arbeitsprozesse und für den Erfolg ihrer Projekte verantwortlich. Dies stellt hohe Anforderungen an Planungs- und Teamfähigkeit sowie an die Fähigkeit, sich selbst zu organisieren und zu motivieren (Entgrenzung). Das Ziel der indirekten Steuerung besteht darin, Kompetenzen und Ressourcen der Mitarbeiter/innen umfassender zu nutzen.
Lean Management (engl. lean bedeutet schlank) bezeichnet ein Organisationsprinzip in Unternehmen, bei dem der Produktionsprozess ganz auf Kundenorientierung und Effektivität ausgerichtet wird. Es zielt auf möglichst einfache und schnelle Wege sowie die Vermeidung von Verschwendung ab. Kritisiert wird an dem Prinzip, dass eine derartige „Verschlankung“ die Störanfälligkeit von Unternehmen fördert, weil es an Reserven mangelt, wenn Fehler entstehen.
In einem nonterritorialen Büro haben die Mitarbeiter/innen keinen festen Arbeitsplatz mehr, sondern die Arbeitsplätze werden je nach Bedarf verteilt (für Einzelarbeit, Besprechungen, Teamwork usw.). Unternehmen können so nicht nur viel Platz sparen, sie erhoffen sich durch den ständigen Wechsel auch mehr Flexibilität und Kommunikation innerhalb der Belegschaft. Viele Arbeitnehmer/innen, die einen festen Arbeitsort haben, stehen diesem Konzept aber ablehnend gegenüber.
Die Fähigkeit zum Selbstmanagement wird für moderne Arbeitnehmer/innen immer wichtiger, da heutige Unternehmen sie in umfassender Weise für die Ergebnisse ihrer Arbeit verantwortlich machen (Arbeitskraftunternehmer/in, indirekte Steuerung). Selbstmanagement umfasst viel mehr, als nur die tägliche (Arbeits-)zeit gut einteilen zu können. Es bedeutet auch, sich selbst zu motivieren, sich kurz- und langfristige Ziele zu setzen, Strategien im Umgang mit anderen Menschen und mit beruflichen Herausforderungen zu entwickeln, zu überprüfen und zu korrigieren, die eigene Leistungsfähigkeit realistisch einzuschätzen und Verantwortung gegenüber sich selbst und den Kollegen/innen wahrzunehmen.
Work-Life-Balance bezeichnet die Fähigkeit, zwischen den Herausforderungen des Berufes und den eigenen Bedürfnissen nach Freizeit und Erholung eine gute Balance zu finden, um dauerhaft gesund zu bleiben. In modernen Arbeitsverhältnissen (Entgrenzung) hat diese Fähigkeit an Bedeutung gewonnen. Darauf deutet unter anderem die deutliche Zunahme von stressbedingten Erkrankungen hin. Die Möglichkeit, Arbeitszeiten zu planen und je nach Lebensphase zu verändern (Berufseinstieg, Familienphase, Vorruhestand), ist für viele Menschen wichtig. Manche Unternehmen stellen sich auf diese Bedürfnisse ein. Sie bieten flexible Arbeitszeiten und betreiben eine aktive Gesundheitsförderung, weil sie erkannt haben, dass gesunde Mitarbeiter/innen für den Unternehmenserfolg besser sind als jene, die häufig erkranken.
Aufgaben
- Ihr arbeitet in Zweierteams. Verteilt die Begriffe in der Lerngruppe so, dass für jeden Begriff mindestens ein Zweierteam zuständig ist.
- Lest die Definition zu eurem Begriff und beantwortet folgende Fragen:
• Was bedeutet der Begriff?
• Warum spielt er in der heutigen und zukünftigen Arbeitswelt eine Rolle?
- Erklärt euren Mitschülern/innen euren Begriff in einer Minute.
- Seht euch noch einmal die Ausschreibung in Arbeitsmaterial C 3 an. Überlegt, ob die Agentur moderne Management-Prinzipien umsetzt. Bewertet ihr die Ausschreibung anders, wenn ihr genauer wisst, was hinter den Formulierungen stehen könnte?
- Erkläre, wie die Begriffe Entgrenzung, indirekte Steuerung und Arbeitskraftunternehmer/in zusammenhängen.
- Findet in einer Internet-Recherche Zusammenhänge, in denen der Begriff Entfremdung heute verwendet wird.